Cannabis

Haschisch, Marihuana, Gras, Dope, Shit – Was hat es auf sich mit den Hanfprodukten?



Der Hanf – wissenschaftlich Cannabis genannt – ist in Deutschland seit Jahrhunderten bekannt und wurde ehemals vor allem zu medizinischen Zwecken eingesetzt; ein Problem wurde darin nicht gesehen. In den 60er Jahren wurde Cannabis die Droge der Hippiekultur und ist heute die am weitesten verbreitete illegale Droge in Deutschland: Jeder vierte Jugendliche hat Erfahrung damit.

Cannabis ist der Oberbegriff für Haschisch und Marihuana. Es kann zur Schmerzbehandlung von Krebspatienten eingesetzt werden, findet aber auch industriell Verwendung – dann allerdings in THC-freien Sorten. THC ist der chemische Wirkstoff von Cannabis. Je höher der THC-Gehalt darin ist, desto stärker ist die Wirkung – ähnlich wie bei Bier und Schnaps die Rauschwirkung vom Alkoholgehalt abhängig ist.

Marihuana, auch "Gras" genannt, besteht aus getrockneten und zerkleinerten Teilen der Hanfpflanze. Es enthält ca. 1-7 Prozent THC, als "Skunk" bis zu 15 Prozent. Haschisch, auch als "Dope" oder "Shit" bekannt, ist das zu Platten oder Klumpen gepresste Harz der Hanfpflanze.

Man erkennt es als heuähnlich riechende, gepresste Platten oder in Silberfolie eingewickelte, erdähnliche Haschischbrocken. Es enthält 5-12 Prozent THC. Haschisch wird oft mit allem Möglichen vermischt und gestreckt, was besonders gefährlich ist. Schließlich gibt es noch Haschischöl, das einen THC-Gehalt von 12-60 Prozent hat.

Hierzulande wird Cannabis am häufigsten mit Tabak vermischt in einem "Joint" oder "Stick" geraucht. Seltener ist das Mischen in Getränke (z.B. Tee) oder Speisen (z.B. Kekse oder Kuchen) oder das Rauchen in speziellen Pfeifen (Wasserpfeifen, "Eimer").
 
 

Geschichte des Hanfes und Geschichte der Hanfprohibition

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Hanfpflanze (Cannabis sativa) war ausschließlich Zentral- und Vorderasien. Die ältesten Überlieferungen zum Gebrauch von Hanf als Rauschmittel aus diesem Gebiet sind mindestens 4700 Jahre alt, auch in ägyptischen Mumien wurden Cannaboide nachgewiesen. Die alten Griechen und Römer kannten Cannabis noch als Droge, danach geriet hingegen die Verwendung von Hanf als Droge in Europa weitgehend in Vergessenheit, wenn auch in den "Hexenmitteln" des späten Mittelalters Hanf als psychoaktiv wirkende Substanz gelegentlich auftaucht. In Europa wurde Hanf etwa seit dem 16./17. Jahrhundert im größeren Umfange angebaut, aber nicht wegen seiner psychoaktiven Wirkung, sondern ausschließlich als Rohmaterial für die Herstellung von Papier, Seilen und Textilien. Seit dem 18. Jahrhundert wurde Hanf auch in den USA (vor allem in Virginia) angebaut - zu den Hanfanbauern zählte übrigens auch der erste Präsident der USA, George Washington, sowie später der US-Präsident Abraham Lincoln. Die bewußtseinsveränderte Wirkung der Hanfpflanze wurde in Europa gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts (zunächst von Künstlern und Schriftstellern) vermehrt wiederentdeckt; als beliebte Konsumorte galten die Kaffeehäuser der europäischen Metropolen. Im Deutschen Reich waren Anfang dieses Jahrhunderts auch hanfhaltige Zigaretten der Marke "Nil" (heute enthalten diese nur noch Tabak) oder mit verheißungsvollen Namen wie "Arabische Nächte", "Harem" oder "Wunder des Orients" frei verkäuflich erhältlich.

Die Geschichte der weltweiten Hanfprohibition hat ihren wesentlichen Ursprung in der Auseinandersetzung zwischen Schwarzen und Weißen in Südafrika und vor allem in den USA. Das erste staatliche Hanfverbot zu Beginn dieses Jahrhunderts in Südafrika war dazu gedacht, den verbreiteten Hanfgebrauch bei der schwarzen Bevölkerung auszurotten. Auch in den USA mehrten sich seit Mitte der zwanziger Jahre die Befürworter der Hanfprohibition. Hanf war zu dieser Zeit fast ausschließlich die Droge der schwarzen und farbigen sozialen Unterschicht (sowie vieler schwarzer und einiger weniger weißer Jazzmusiker), welche allgemein als subversiv und kriminell galten. 1926 behauptete eine Zeitung in New Orleans, der Marihuanakonsum der schwarzen Bevölkerung sei der Auslöser für die hohe Kriminalität in dieser Bevölkerungsgruppe; bald darauf wurde der Hanfkonsum in Louisina verboten, und 5 Jahre später war der Marihuanakonsum in vielen Staaten der USA illegalisiert, wenn auch eine bundeseinheitlich Regelung noch fehlte. Für diese fehlende Regelung steht im wesentlichen ein Name: Harry Anslinger, der Leiter der zentralen US-amerikanischen Drogen- und Rauschgiftbehörde von 1931-1962. Unter seiner Federführung wurde in den 30er bis 50er Jahren folgende Thesen in die Köpfe der US-Amerikaner eingebleut: (1) Hanf ist ein hochgefährliches Rauschgift. (2) Der Marihuanakonsum endet in vielen Fällen mit Mord und anderen abscheulichen Verbrechen, und (3) Hanfkonsum führt zwangsläufig zum Heroingebrauch - damit war zugleich die These von der Einstiegstheorie geboren. Um den illegalen Hanfkonsum weiter zu unterbinden, wurde schließlich der Hanfanbau und -besitz mit "unverschämt" hohen Steuern belegt. Die 1937 erlassene "Marihuana Tax" sah eine staatliche Steuer von 100 Dollar pro Unze (ca. 30 g) vor, bei Steuerhinterziehung betrug die Strafe sogar 1000 Dollar pro Unze. Die faktische Illegalisierung der Hanfproduktion 1937 und die endgültige Illegalisierung im Jahre 1942 wurde dabei wesentlich unterstützt von der chemischen Großindustrie, die seit 1937 ihre neuentwickelten Verfahren und Chemikalien zur Gewinnung von Papier aus Holz vertreiben wollte, und für die deshalb der alte Papierrohstoff Hanf eine unliebsame Konkurrenz darstellte. Ab 1951 betrug das bundesweite Strafmaß in den USA für den Hanfbesitz und -konsum 2 bis 20 Jahre Zuchthaus. 1961 erreichte Anslinger schließlich, daß der Anbau und Besitz von Hanf in allen UNO-Staaten staatlich sanktioniert wurde (Single Convention on Narcotic Drugs), damit war Grundstein zum heute noch bestehenden weltweiten Hanfverbot gelegt.

Ab Mitte der sechziger Jahre wurde Marihuana trotz der Verbote auch vermehrt von der Jugend der weißen Mittel- und Oberschicht der USA konsumiert; Hanf galt zusammen mit LSD als die Droge der "Flower Power Bewegung". Diesen "subversiven Aussteigern" wurde fortan, wie zuvor schon den "kriminellen Schwarzen", der behördliche Kampf angesagt (z.B. wurde der Harvard-Professor und Legalisierungsverfechter Timothy Leary 1965 zu einer Zuchthaustrafe von 30 Jahren wegen Besitzes von knapp 90 g Marihuana verurteilt). Doch weder Nixon, noch Reagan noch Bush konnten mit ihrer "Kriegserklärung gegen Cannabis und andere Drogen" verhindern, daß heute 10 Prozent der amerikanischen Bevölkerung regelmäßig Hanf konsumieren.

Die Entwicklung der Hanfprohibition in Deutschland nach 1918 war im wesentlichen durch seine Verpflichtungen zunächst aus dem Versailler Vertrag und danach durch internationale Verträge im Völkerbund und später als Mitglied der UNO gekennzeichnet: Nachdem im Jahre 1925 durch ein internationales Abkommen Hanf zum ersten Mal als angeblich suchtfördernde und gesundheitsschädliche Substanz deklariert worden war, wurde durch das 2. Opiumgesetz im Jahre 1929 der Besitz von Hanf zu "Rauschzwecken" in Deutschland erstmals für die Konsument(inn)en illegalisiert (theoretische Höchststrafe: 3 Jahre Haft); 1934 erfolgte eine nochmalige Gesetzesüberarbeitung, die ausdrücklich Opium, Morphium, Heroin, Kokain und indischen Hanf als illegale Stoffe im Sinne des Gesetzes aufführte. Unberührt von Gesetzen blieb aber der Hanfanbau zur Gewinnung von Rohstoffen, gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde er sogar nochmals durch staatliche Stellen besonders gefördert. Hanf zu Medzinalzwecken war zudem noch bis 1958 in deutschen Apotheken erhältlich. Nachdem seit Mitte der 60er Jahre der Kosum von Haschisch (und auch LSD) in Deutschland allmählich populär wurde, sah sich die seinerzeit sozial-liberal geführte Bundesregierung genötigt, hier eine strafrechtlich erzwingbare Pflicht zur Nüchternheit mittels eines drastisch verschärften Strafrahmens entgegenzusetzen: In der ersten Fassung des Betäubungsmittelgesetes (BtMG) von 1971 wurde die Höchststrafe auf 10 Jahre Haft ausgeweitet - zugleich wurden die Halluzinogene (LSD, Psilocybin und Meskalin) durch dieses Gesetz erstmals für illegal erklärt; der Hanfanbau zur Fasergewinnung war aber weiterhin statthaft. Mit der Neufassung des BtMG im Jahre 1982 wurde die Strafobergrenze auf nunmehr 15 Jahre heraufgesetzt. (Was aber keinen Einfluß auf den Markt mit Cannabis oder anderen Drogen hatte: Die eingeleitenden Strafverfahren stiegen seit 1982 bis 1994 auf mehr als das Doppelte pro Jahr.) Zugleich wurde die Pflanze Hanf mit der Änderung des BtMG 1982 total illegalisiert, damit war auch der Hanfanbau zur Fasergewinnung verboten. Weitere Strafverschärfungenen brachte schließlich die Novellierung des BtMG im Jahre 1992.

Seit Frühjahr 1996 schließlich ist der Anbau von THC-armen Hanfsorten zur Rohstoffgewinnung in Deutschland wiederum erlaub Aktuell konsumieren etwa 3 Prozent der deutschen Bevölkerung regelmäßig Hanf, die Zahl der Gelegenheitskonsument(inn)en liegt bei über 5 Prozent und etwa 10 Prozent der Bevölkerung haben mindestens schon einmal mit Hanf experimentiert (40 Prozent sind es in der Gruppe der 18-40 Jährigen).

Während Cannabis von Jugendlichen aus allen sozialen Schichten konsumiert wird, huldigen besonders Techno-Jünger der Droge: Eine Befragung von 1674 jugendlichen Besuchern von Techno-Partys ergab, dass die Anhänger der Techno-Szene deutlich mehr illegale Drogen nehmen als der gleichaltrige Bevölkerungsdurchschnitt. Suchtmittel Nummer eins ist Cannabis: 69 Prozent der befragten Jugendlichen haben Erfahrung mit Haschisch und Marihuana, 49 Prozent sind schon einmal mit Ecstasy in Berührung gekommen. Je stärker die Jugendlichen in die Techno-Szene involviert sind, umso mehr Cannabis nehmen sie – 15 Prozent der Jugendlichen konsumieren sogar täglich.

Die meisten jungen Leute lernen die Droge mit 15 bis 19 Jahren kennen, wollen experimentieren und neue, interessante Erfahrungen machen. Leichtsinn, das Gefühl, mitmachen zu müssen, die Sehnsucht nach Erlebnissen, die der Alltag nicht bietet, Unzufriedenheit mit sich und anderen, aber auch wirkliche Notsituationen treiben viele zu Cannabis.

Manche wollen auch zeigen, dass sie einen anderen, besonderen Lebensstil haben und zu einer bestimmten Gruppe gehören. Andere wollen damit Problemen ausweichen. Sie wollen ihren Stress, ihren Frust oder ihr geringes Selbstwertgefühl damit bekämpfen – obwohl mit zunehmender Abhängigkeit genau das Gegenteil eintritt.
 

(Psychoaktive) Inhaltsstoffe der Hanfpflanze

Die psychoaktiven Inhaltstoffe des Hanfharzes sind die Cannabinoide; dies sind gut fett- und daher wenig wasserlösliche (stickstoffreie) Verbindungen. Die wichtigste psychoaktive Verbindung ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), dessen chemische Strukturaufklärung erst 1964 in Israel vollständig gelang.

Der THC-Gehalt der Hanfpflanze nimmt während des Wachstums kontinuierlich zu, bei üblichen ,indischen Hanf" werden bis zu 3 % THC (bezogen auf das Tockengewicht) in den männlichen Pflanzen und bis zu 5 % THC in den weiblichen Pflanzen erreicht; der THC-Gehalt der obersten Blätter der Pflanze ist hierbei am größten. Die Blätter enthalten aber stets weniger Hanfharze bzw. THC als die weiblichen Blüten, diese können bei holländischen Hanf-Superzüchtungen (Super Skunk etc.) bis zu 10 % THC enthalten; bis 10 % THC werden auch bei Haschisch, dem eingetrockneten Harz der Blüten, erreicht. Das sogenannte Haschöl (ein klebriger, eingedickter alkoholischer Hanfplanzenextrakt) kann sogar bis zu 30 % THC beinhalten.

THC reagiert unter Zersetzung empfindlich auf Licht, Sauerstoff und Wärme, wobei als Abbauprodukt das fast psychoinaktive CBN (Cannabinol) entsteht. Ein anders wichtiges Cannaboid ist das auch psychoinaktive CBD (Cannabidiol), welches eine Synthesevorstufe von THC darstellt, und dessen Umbau zu THC in den speziell gezüchteten THC-armen Hanf-Sorten blockiert ist. (Anmerkung: Die Hanfpflanze selbst bildet stets die psychoinaktiven Carbonsäuren von THC; beim Rauchen von Gras werden diese jedoch zu THC decarboxyliert; durch die Hitzeeinwirkung bei der Herstellung von Hanf-Tees oder von Hanfgebäck wird das gleiche erreicht.)

Cannabis-Konsum und Abbau von THC im Körper

Marihuana oder Haschisch werden meistens geraucht, wobei für eine psychoaktive Wirkung etwa 2-4 mg THC im Körper benötigt werden. Da aber etwa nur ein Fünftel des im Rauch enthaltenen THCs tatsächlich über die Lunge aufgenommen wird, werden real 10-20 mg THC für eine psychoaktive Wirkung benötigt. Dies entspricht ca. 0,2-0,4 g Marihuana mittlerer Qualität mit 5 % THC. Die Wirkung hält nach dem Rauchen, abhängig von der Dosis, 2 bis 4 Stunden an.

Weniger verbreitet ist der Verzehr von Hanfprodukten, wobei die meisten Kosument(inn)en darauf achten, die gut fettlösliche Substanz THC zuvor in heißer geschmolzener Schokolade, zerlassener Butter oder in warmen Joghurt aufzulösen. Als weniger wirksam erweisen sich hingegen wässrige Hanfauszüge (etwa ein Tee aus Hanfblüten oder Blättern). Die Wirkung setzt 30-90 Minuten nach dem Konsum ein und dauert 2-12 Stunden an.

Das THC wird im menschlichen Körper (unter Einfügung von -OH Gruppen) in eher wasserlösliche Formen umgebaut, welche mit Urin und Stuhl innerhalb einiger Stunden ausgeschieden werden. Ein gewisser Prozentsatz des THC wird jedoch nicht gleich metabolisiert und ausgeschieden, sondern bleibt im Fettgewebe mehrere Tage gespeichert. Spontane Freisetzungen größerer Mengen des gespeicherten THCs sollten nach einer mittlerweile nicht mehr haltbaren Theorie zu den sogenannten "Flashbacks" (spontane Echo-Rauschzustände) führen. Die Ablagerungen von THC und seinen Metaboliten in den Haaren sowie besonders der Nachweis der THC-Metabolite im Urin werden von den Drogenverfolgungsbehörden (und Führerschein-behörden) im übrigen zum Nachweis eines vorangegangenen Cannabiskonsums gern herangezogen. Wegen der langen Depotzeit von THC im menschlichen Körper ist deshalb auch noch ein um Wochen zurückliegender Hanfkonsum im Urin nachweisbar. Inzwischen werden von findigen Anbietern jedoch auch teure Präparate als Trinklösung oder Haarshampoo vertrieben, wodurch das THC und seine Derivate nicht mehr im Urin oder in den Haaren nachzuweisen sein soll; dies trifft jedoch nur bedingt zu, wie entsprechende Tests ergaben (Zeitschrift "Grow", März 1997).
 

THC und sein Rezeptor im Gehirn: Schlüssel und Schloß zur Glückseeligkeit

Damit eine psychoaktive Substanz, wie THC, wirken kann, muß sie an einer bestimmten Stelle der Nervenzelle - dem Rezeptor - gebunden werden. THC paßt auf diesen Rezeptor wie ein Schlüssel in ein Schloß. Die Entdeckung des Rezeptors für THC zu Beginn dieses Jahrzehntes führte zu einem völlig neuem Verständnis zur Wirkung des THC im Gehirn: Damit ist der Wirkstoff des Hanfes kein "mysteriöses Gift" mehr, das sich in das Gehirn der Konsumenten einschleicht, sich diffus ausbreitet und es schließlich zersetzt. Damit ist THC vielmehr der Schlüssel zu vielen Schlössern, mit dem sich vorher verschlossene Türen in unserem Gehirn öffnen lassen. Marcia Barinaga schrieb 1992: "Natürlich haben sich diese Rezeptoren nicht über Jahrmillionen entwickelt, um herumzuhängen, bis jemand "high" werden könnte. Aber was ist dann ihre natürliche Funktion in unserem Körper? Und welche körpereigenen Stoffe passen auf sie?" Diese Frage konnte noch im selben Jahr beantwortet werden: Das körpereigene THC heißt Anandamid, ein Derivat der Arachidonsäure, einer in den Zellmembranen vorhandenen Fettsäure. Der Begriff Ananadamid kommt zum Teil aus dem indischen Sankskrit: ananda = Glückseeligkeit. Im Tierversuch lösen Ananamide das gesamte Wirkungspektrum aus, das auch vom THC bekannt ist: Anandamide beeinflussen Bewegungskoordination, Emotionen und Gedächtnisfunktionen. Anandamide lassen Schmerzen vergessen aber auch Kleinigkeiten; sie setzen uns eine rosa Brille auf, machen gesellig und friedfertig, aber auch medidativ und müde. Immer wenn wir uns angenehm fühlen, rollt sich unser Gehirn sozusagen einen Anandamid-Joint. Man findet Nervenzellen mit THC/Anandamid-Rezeptoren vor allem im Bereich des Kleinhirns und der Basalganglien, wo die Bewegungsabläufe und die Feinmotorik koordiniert werden; über die THC-Wirkung auf das Kleinhirn wird deshalb die Schwierigkeit zu koordinierter Bewegung nach hohem Cannabiskonsum erklärt. Ferner befinden sich THC/Anandamid-Rezeptoren im Hippocampus (Teil des Gefühlzentrums) sowie der vorderen Großhirnrinde (Ort des Bewußtseins und Gedächtnisses). Die üblichen Cannabiswirkungen, wie Hochstimmung (Euphorie), das Herbeiführen traumähnlicher Zustände usw. werden mit der Wirkung von THC in diesen Gehirnbereichen in Verbindung gebracht. Der Hirnstamm, der lebenswichtige Körperfunktionen wie die Atmung steuert, enthält allerdings keine bzw. kaum Rezeptoren für THC/Anandamid. Hieraus erklärt man sich, daß THC (im Unterschied zu den Opiaten) keinen Einfluß auf lebenserhaltende Grundfunktionen hat. Dies mag auch der Grund dafür sein, warum auch extrem hoher Cannabiskonsum bislang noch niemals zum Tode führte (anders als bei Alkohol und Heroin). THC gilt somit als die "ungiftigste" psychoaktibe Substanz schlechthin. (Das Verhältnis von psychoaktiv wirksamer zu tödlicher Dosis beträgt für: THC ca. 1 : 20.000 (vermutet), LSD, Psilocybin ca. 1 : 1000 (vermutet), Ecstasy (MDMA) ca. 1 : 10, Alkohol 1 : 8, Heroin ca. 1 : 4, Strychnin ca. 1 : 2)
 

Allgemeine THC-Wirkung

Körperliche Reaktionen

Beim Menschen wirkt sich THC vor allem auf Funktionen des Herz-Kreislauf-Systems und des Zentralnervensystems aus: Fast immer steigt die Pulsfrequenz, der Blutdruck wird hingegen kaum beeinflußt. Die Körpertemperatur kann leicht herabgesetzt sein. Der Blutzuckerspiegel ist nach Cannabis-Konsum erniedrigt, was zu einem gesteigerten Appetit - insbesondere nach Süßem - führt.

Wirkung auf die Psyche

Die subjektiv empfundenen Wirkungen sind unterschiedlich. Sie sind abhängig von der Dosis, dem Verhältnis der einzelnen Cannabinoide zueinander, dem Aufnahmeweg, der Erfahrung und Erwartung der Konsumenten (set), den äußeren Gegebenheiten, und dem augenblicklichen Gemütszustand der Konsumenten (setting). Alle Sinneseindrücke und Empfindungen können verstärkt werden, während Leistungs- und Konkurenzdruck an Bedeutung verlieren. Das Zeitgefühl ist verändert, eine Stunde kann wie drei erscheinen. Konsument(inn)en berichten über gesteigertes Wohlbefinden, leichte Euphorie, Entspannung und eine Befreiung von Ängsten. Bei höheren Dosen können Wahrnehmungsverschiebungen und veränderte Sinnseseindrücke (allerdings nicht im Sinne von echten Halluzinationen) erlebt werden: So kann von Gegenständen eine Ausstrahlung ausgehen, die den gesamten Raum zwischen diesen und dem Wahrnehmenden atmosphärisch ausfüllt. Diese Intensivierung geht aber nicht mit einem Antriebsüberschuß sondern mit einer gemäßigten Wendung nach innen einher. Eine beschriebene "wohlige, warme Atmosphäre" breitet sich aus; zusammen mit anderen Menschen wird ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermittelt und die Empfindung, daß man sich gegenseitig versteht, ja schon immer verstanden hat.

Anders als bei Alkohol führt gelegentlicher hoher Cannabiskonsum am nächsten Tag zu keinem Drogenkater, die Konsument(inn)en fühlen sich oft sogar ausgesprochen "gut drauf", wenn auch die Motivation zur Arbeit nach intensivem Cannabiskonsum am nächsten Tag zuweilen reduziert sein kann.

Geringer bis mittlerer Cannabiskonsum hat darüber hinaus oft ausgeprägte aphrodisierende Effekte (was auch durch eine bundesweitweite Umfrage der Berliner AG Drogen bestätigt wurde); nicht ohne Grund taucht deshalb Cannabis als Bestandteil der orientalischen Liebes- und Glückspillen auf.

Die Ausbildung einer Toleranz (es werden immer höhere Dosen benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen) kommt beim THC in nur sehr geringem Umfange vor, auch eine Kreuztoleranz zu anderen Drogen (die Wirkung dieser Drogen wird aufgehoben) wurde für THC nicht beschrieben.
 

Nebenwirkungen/Risiken des Cannabiskonsums

Cannabis ist – anders als in Holland – bei uns in der Regel verboten. Über seine Gefahren wird viel diskutiert. Während Einige Cannabis mit Drogen wie Heroin gleichsetzen, meinen Andere, Cannabis sei völlig ungefährlich. Dabei darf Cannabis weder verteufelt noch verharmlost werden. Fakt ist, dass die Gefahr der Abhängigkeit und langfristiger Folgeschäden besteht. Außerdem wird Cannabis meist zusammen mit Tabak geraucht, so dass gleichzeitig die negativen gesundheitlichen Folgen des Rauchens eintreten.

90% der Cannabis-Konsumenten sind "weiche User". Bei ihnen dreht sich nicht das ganze Leben um die Droge, sondern Cannabis wird in der Freizeit zu bestimmten Anlässen genommen. Die meisten Jugendlichen verzichten später entweder ganz auf Cannabis oder konsumieren nur noch gelegentlich.

Die Horrorstorys, wonach man sofort süchtig wird, nachdem einem jemand was in die Cola getan hat, sind genauso Unsinn wie Geschichten von Aufklebern und Abziehbildern, die angeblich mit Drogen versetzt sind, um schon bei Kindern Sucht zu erzeugen. Sucht kann nur entstehen, wenn man absichtlich und dauerhaft Cannabis konsumiert.
Dies ist besonders bei "harten Usern" der Fall: Sie missbrauchen Cannabis gewohnheitsmäßig und über einen langen Zeitraum hinweg. Es ist fest in ihren Alltag integriert. Oft werden gleichzeitig Alkohol oder illegale Drogen konsumiert, z.B. in der Techoszene. Dadurch steigt das Risiko des Missbrauchs und der Abhängigkeit erheblich an.

Aber auch das einmalige Einnehmen von Cannabis hat seine Wirkung: Es werden vor allem bereits vorhandene Gefühle und Stimmungen verstärkt, und zwar positive wie negative. Die Droge kann Entspannung, innere Ausgeglichenheit, Heiterkeit, Kontaktoffenheit und gesteigerte Wahrnehmung für Farben und Musik bewirken. Sie kann aber auch Ruhelosigkeit, Lustlosigkeit, Seh- und Denkstörungen, Sinnestäuschungen, Veränderungen des Raumgefühls, Orientierungslosigkeit sowie Angst und Panik bewirken. Manchmal wird die Einnahme alptraumartig als "Horror-Trip" erlebt.

In jedem Fall sind das Kurzzeitgedächtnis, die Reaktionsgeschwindigkeit und die geistige Leistungsfähigkeit herabgesetzt. Das erhöht die Unfallgefahr, denn es fällt schwerer, zu reagieren. Die Fähigkeit zum Fahren und zum Bedienen von Maschinen ist stark eingeschränkt.

Häufiger oder dauerhafter Konsum von Cannabis über eine längere Zeit kann zu einer seelischen Abhängigkeit führen, die sich in Depressionen und einer umfassenden "Null-Bock-Haltung" äußert.

Wer erst einmal gelernt hat, seine Stimmungen und Gefühle mit Cannabis zu steuern, gerät leicht in Versuchung, dies immer häufiger zu tun. Doch der positive Effekt verfliegt in der Folgezeit immer rascher und die Probleme im wirklichen Leben nehmen zu. Man hat ein sehr schlechtes Gewissen, aber das Verlangen nach der Droge ist so stark geworden, dass sie immer häufiger und aus völlig unterschiedlichen "Gründen" missbraucht wird – zunächst noch in der Hoffnung, sich dann besser zu fühlen.
Schließlich wird der Versuch, durch immer mehr des ungeeigneten Mittels eine stärkere Wirkung zu erreichen, zum Verhängnis: Man wird abhängig. Cannabis wird zum Dreh- und Angelpunkt aller Handlungen, Gedanken und Gefühle. Nach und nach geht es nur noch darum, die tiefe Missstimmung zu vermeiden, die durch das Fehlen der Joints entsteht. Die seelische Abhängigkeit macht sich bemerkbar in dem Drang, um jeden Preis Cannabis zu beschaffen.

Der Druck zu konsumieren wird übermächtig. Gefahren für die Gesundheit, Freundschaften, bisherige Hobbys und Interessen – das alles zählt nicht mehr. Kann die Droge nicht eingenommen werden, wird man nervös, unruhig und kann an nichts anderes mehr denken. Wenn nötig, ist man sogar bereit, zu stehlen oder zu betteln, um Geld für die Droge beschaffen zu können.

Abhängige legen wenn möglich einen Vorrat von Cannabis an, denn der Drang zur nächsten Einnahme kann überwältigend werden: Sie durchleben Schlaflosigkeit, Unruhezustände, Getriebenheit, Gereiztheit, Angst, depressive Verstimmungen bis hin zu Selbstmordgedanken.

Freundinnen und Freunde wenden sich oft ab, in der Partnerschaft kommt es ständig zu Streitereien. Die Leistungen in der Schule sinken wegen Lustlosigkeit und Gleichgültigkeit ab und die Versetzung in die nächste Klasse kann gefährdet sein. Die Neben- und Nachwirkungen der Droge werden immer schlimmer und erste gesundheitliche Schäden treten ein. Man ist ständig niedergeschlagen, die finanzielle Situation spitzt sich zu.

Zugleich ist aber die Angst vor dem Verlust der Droge riesengroß. Ein Leben ohne Joints können sich Abhängige nach langem Drogengebrauch nicht mehr vorstellen.

Abhängig sein bedeutet vor allem unfrei sein. Wer abhängig ist, kann Versprechungen und gute Vorsätze nicht einhalten. Enttäuschungen von nahe stehenden Menschen sind daher unausweichlich.

Junge Konsumenten sind auch dadurch in Gefahr, dass sie durch die verbotene Droge am Rande der Kriminalität stehen und zwangsläufig mit Kriminellen in Kontakt kommen. Sie lernen ein Leben mit Ladendiebstählen kennen, mit gegenseitigem sich "Linken", und all das in einem Alter, in dem man für das spätere Leben stark geprägt wird.

Dealer strecken Cannabis oft mit Beimischungen, die von Backpulver und Tapetenkleister bis zu Rattengift reichen können. Besonders gefährlich ist auch die gleichzeitige Einnahme anderer Drogen, wie es viele tun. Wer z.B. gleichzeitig Alkohol trinkt und Cannabis raucht, erlebt möglicherweise unberechenbare Stimmungsumschwünge und häufige Schwindelanfälle.

Aber auch der häufige Missbrauch großer Mengen von Cannabis alleine kann Depressionen, Verwirrtheitszustände, seelische Entwicklungsstörungen und Persönlichkeitsabbau bewirken und die Entstehung von Geisteskrankheiten (Psychosen) fördern.

Der Rauch von Cannabis enthält viele Schadstoffe, die im Vergleich zum reinen Tabak sogar noch giftiger sind. Das bedeutet noch größere gesundheitliche Gefahren. Auch durch Rauchen von Cannabis kann man sich Krebs der Atemwege (z.B. Lungenkrebs) oder chronische Bronchitis zuziehen.

Glücklicherweise verzichten die meisten Jugendlichen später entweder ganz auf Cannabis oder konsumieren nur noch gelegentlich. Einige Konsumenten gewöhnen sich aber so sehr daran, dass sie aus eigenem Antrieb nur schwer und manchmal nur mit fachlicher Hilfe, zum Beispiel durch Suchtberatungsstellen, aufhören können. Erfolgreich ist vor allem die Entwöhnung in der (Selbsthilfe-) Gruppe, wo man mit Gleichaltrigen zusammen über seine Probleme sprechen kann. Schwerstabhängig sind meist solche Jugendliche, die aus den unterschiedlichsten Gründen auch sonst mit ihrem Leben nur schlecht klarkommen.

Am besten bist du geschützt, wenn du wichtige Schutzfaktoren gegen Suchtanfälligkeit ausbildest. Das ist z.B. die Fähigkeit, "nein" sagen zu können und eigene Gefühle wahrnehmen und ausdrücken zu können. Selbstbewusstsein, die Fähigkeit, bewusst zu genießen und Kontakte herzustellen gehört ebenso dazu wie sich und anderen vertrauen zu können, eigene Grenzen zu erkennen und mit Misserfolgen umgehen zu können. Wer sich selbst vertraut, wird nicht auf Joints angewiesen sein.

Wenn du mit jemandem über Cannabis oder andere Drogen reden möchtest, stehen dir zahlreiche Beratungsstellen zur Verfügung (siehe Telefonbuch). Anlaufstellen vermittelt dir auch das Telefon zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter Tel. 02 21/89 20 31 (Mo-Do von 10 bis 22 Uhr, Fr-So von 10 bis 18 Uhr). Alle Beratungen sind kostenlos und anonym; auch an die Polizei wird nichts weitergegeben. Schließlich ist noch die Telefonseelsorge zu nennen, die kostenfrei unter Tel. 0800/1 11 01 11 oder 0800/1 11 02 22 hilft.

Im Internet kannst du unter www.jugendschutz.de/mdienst/matind.htm kostenlose Informationsbroschüren über Drogen bestellen. Diesem Artikel liegen die Broschüren "Cannabis: Haschisch und Marihuana" von der BZgA (www.bzga.de), die Broschüre "Drogen" von der Barmer Ersatzkasse (www.barmer.de) und die Broschüre "Ein Angebot an alle" von der DHS (www.dhs.de) zugrunde.

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